Oliviero Toscani: Die Enthüllte Menschlichkeit

Oliviero Toscani, Sohn des ersten Fotojournalisten der italienischen Zeitung Corriere della Sera, wurde 1942 in Mailand geboren und studierte Fotografie und Design an der Hochschule der Künste in Zürich. Der ikonische Fotograf war international bekannt als die kreative Kraft hinter einigen der erfolgreichsten Marken der Welt. Im Laufe der Jahre schuf er Corporate Images und Werbekampagnen für Unternehmen wie Esprit, Chanel, Fiorucci, Prenatal und viele andere.

Er baute die Identität, das Unternehmensimage, die Kommunikationsstrategie und die Online-Präsenz von United Colors of Benetton auf und verwandelte das Unternehmen in eine der bekanntesten Marken der Welt. Toscani verband seine Tätigkeit als Modefotograf mit der eines Reporters, der mit seiner Kamera das aktuelle Geschehen mit dem Fokus auf die conditio humana dokumentierte.

Er pendelte zwischen Paris, London, Mailand und New York, arbeitete mit internationalen Zeitungen und Zeitschriften wie Elle, Vogue, Esquire, Stern, Liberation und vielen anderen zusammen und stellte seine Werke in Museen für moderne und zeitgenössische Kunst in der ganzen Welt aus.

Im Jahr 2023 trafen wir den Künstler und befragten ihn zu seiner kreativen Vision und der Rolle des Fotografen heute. Lesen Sie das Interview, um seinen einzigartigen künstlerischen Ansatz zu entdecken:

"Der Übergang von der analogen zur digitalen Fotografie hat zu einer Vereinfachung des fotografischen Mediums geführt, aber das Wesen des Fotografen selbst hat sich nicht verändert. Wie ein Schriftsteller schreibt er nicht besser mit einem Montblanc statt mit einem Bleistift. Die Kamera ist also ein Medium wie jedes andere", so Toscani.

"Der Druck meiner Werke auf Betonträger war ein sehr interessantes Experiment, aber ich betrachte es nur als ein Verbreitungsmedium im Dienste der künstlerischen Vision. Was mich bewegt, ist das Einfangen von Fotos und das Erleben meiner Zeit, sei es mit einer Kamera, einem Smartphone, auf Papier oder Beton.

Ich denke, dass der wahre Fotograf kein Kameramaniac ist, sondern ein Intellektueller, der die Welt kritisiert und in der Lage ist, etwas zu sehen und es anderen Menschen zu zeigen. Das ist meine eigentliche Aufgabe. Mit meiner Fotografie möchte ich meine Forschung fortsetzen und das Bewusstsein für soziale Fragen schärfen. Meine Bilder wurden weltweit durch Massenkommunikationsmittel, Plakate und Zeitungen gesehen, sie sind gemacht, um geteilt zu werden, nicht im Studio für eine Art künstlerische und ästhetische Befriedigung aufgenommen, sie sind historische Erinnerungen der Menschheit. Ich mache Bilder, weil ich etwas festhalten und mit Hilfe der Fotografie eine Geschichte erzählen möchte."

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